• Betroffene
    • werden für gewöhnlich durch die Erkrankung mit einer radikalen Wende in ihrem Leben konfrontiert; werden in ihrem komplexen Erleben und Verhalten von anderen nur schwer verstanden; verlieren nicht selten selbst den eigenen Faden; sind Stigmatisierungen ausgesetzt
    • benötigen kein Mitleid, sondern jemanden, der ihnen Hoffnung gibt; wollen als Menschen, nicht in ihrer Diagnose gesehen werden; brauchen Ermutigung, nicht Entmündigung; wünschen sich in ihrer Sicht auf die Dinge und in ihren Erfahrungen ernst genommen zu werden; sind Eperten in eigener Sache
    • haben im Trialog eine Plattform, um sich für ihre Anliegen Gehör zu verschaffen; haben die Chance, von anderen Betroffenen zu profitieren und andere Betroffene an den eigenen Erfahrungen teilhaben zu lassen; können den eigenen Horizont und die Horizonte von Angehörigen und Professionellen nachhaltig beeinflussen und deren Welt und die eigene weiter machen.
  • Angehörige
    • sehen sich oftmals einer übergroßen Herausforderung gegenübergestellt, die nicht selten von einem Gefühl des Außenvorgelassenseins und der Uninformiertheit begleitet wird; sitzen immer wieder zwischen zwei Stühlen und fühlen sich dort alleingelassen; kämpfen mit Schuldgefühlen und Schuldzuweisungen
    • wünschen sich Aufklärung, Information und die Achtung ihrer Rolle;  benötigen Anerkennung und Begleitung in ihrer Funktion als wichtigste Quelle sozialer Unterstützung; wünschen sich in den Behandlungsprozess integriert und umfassend über die Erkrankung und eingehend über die Behandlungsmöglichkeiten informiert zu werden; sind Experten in eigener Sache
    • haben im Trialog die Chance ihrem Wunsch nach Beteiligung Nachdruck zu verleihen; können in der Begegnung mit anderen Angehörigen ihre gefühlte Machtlosigkeit überwinden; haben die Möglichkeit den eigenen Horizont und die Horizonte von Betroffenen und Professionellen nachhaltig zu beeinflussen und deren Welt und die eigene weiter zu machen.
  • Profis
    • haben eine Ausbildung in einem Arbeitsfeld der Psychiatrie absolviert und durch ihre Tätigkeit Erfahrungen im Umgang mit Betroffenen gesammelt, in der Regel aber die Erfahrung als Erkrankter nicht selbst gemacht; stehen aus ihrem Arbeitskontext unter Verantwortungs- und therapeutischem Handlungsdruck und begreifen sich als Vermittler von Fachinformationen; haben ein bestimmtes Grundverständnis für psychische Erkrankungen, deren Entstehung und Bewältigung; kennen Strukturen und Abläufe in der Psychiatrie
    • wünschen sich Verständigkeit für ihre Arbeit, die Begrenzungen und Sachzwänge, denen sie in psychiatrischen Institutionen unterworfen sind; suchen nach einem neuen Verständnis von psychischen Erkrankungen; sind Experten in eigener Sache
    • stellen eine wichtige und unverzichtbare Teilgruppe des Trialogs dar;  haben die Chance, ein neues Rollenverständnis für sich zu entwickeln, zuzuhören ohne reagieren zu müssen;  haben die Möglichkeit, den eigenen Horizont und die Horizonte von Betroffenen und Angehörigen nachhaltig zu beeinflussen und deren Welt und die eigene weiter zu machen.
  • Interessierte
    • werden durch öffentliche Medien regelmäßig mit dem Thema Psychiatrie und psychische/psychiatrische Erkrankungen konfrontiert; sind im Umgang mit Betroffenen eher verunsichert und im Kontakt mit deren Angehörigen zurückhaltend; stellen sich die Frage weshalb Professionelle dieser Arbeit nachgehen; sind der Meinung, dass Ausgrenzung und Stigmatisierung nicht in ihr Menschenbild passen
    • wünschen sich Einblicke in das Gesamtfeld der Psychiatrie; halten eine demokratische Psychiatrie in einem demokratischen Land
      als durchaus denkbar; brauchen Antworten auf eigene seelische Unzulänglichkeiten
    • haben die Chance miteinander zu sprechen, nicht übereinander zu reden; können sich an einem gesamtgesellschaftlichen Prozess beteiligen, aus diesem lernen und für diesen Verantwortung übernehmen; haben die Möglichkeit, den eigenen Horizont und die Horizonte von Betroffenen, Angehörigen und Professionellen nachhaltig zu beeinflussen und deren Welt und die eigene weiter zu machen.

Der im Oktober 2017 gegründete Jenaer Trialog ermöglicht es allen Beteiligten, einen offenen Diskurs zu führen und einen Perspektivwechsel vorzunehmen. Im gemeinsamen Austausch lassen sich wechselseitige Zuschreibungen und Vorurteile abbauen und Berührungsängste verringern sich. Ein besonderes Anliegen für das Gelingen unseres Trialogs ist es, mehr Respekt für die subjektive Sicht des Anderen zu entwickeln, ein gemeinsames Verständnis von psychischen Beeinträchtigungen und von seelischen Krisen zu entwickeln sowie neue Möglichkeiten zur Stärkung und Genesung zu finden. Wir kommen zusammen, suchen aktiv nach neuen Perspektiven und bringen eine neue Gesprächskultur im Umgang mit der psychischen Krankheit in Gang.