• Beitrag veröffentlicht:August 23, 2020
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Wir danken für die zahlreiche und rege Teilnahme an diesem Thema. Was können Psychopharmaka und was können sie nicht und was ist da noch?
Wir beleuchten nicht nur die Schattenseiten, aber auch diese. Eine junge Frau berichtet, aus ihrer Sicht mittlerweile gut eingestellt zu sein, auch wenn die Nebenwirkungen an ihren Nerven nagen. Die Mutter verweist auf den steinigen Weg bis dahin. Man ist sich schnell einig, dass in den hiesigen Kliniken hochdosiert eingestiegen und erst bei objektiver Besserung reduziert wird. Die Medikamenteneinnahme dabei sei aber der Garant für die klinische Fürsorge. Eine Mutter meldet sich zu Wort, deren Tochter aktuell in Baden-Württemberg behandelt wird. Hier wird gering eindosiert und beobachtet. Entscheidend ist die subjektive Wahrnehmung, die Medikamentendosis wird ausgehandelt. Auch so lässt sich ein Verhältnis zur Medikation insbesondere in Akut- oder Krisensituationen entwickeln. Was sich jeder wünscht, der in die Situation gerät, Medikamente nehmen zu müssen, insbesondere solche, die in sein Erleben, seine Wahrnehmung eingreifen, ist Aufklärung und Verständnis. Die Konsequenzen, die positiven Effekte, aber auch die negativen, tragen die Konsumenten. Beklagt wird ein fehlendes Management, insbesondere wenn es um Reduktion geht, oder das Ausschleichen der Psychopharmaka. Sind Medikamente, also der Versuch chemisch in physikalische Prozesse, wie diese im Hirn ablaufen, einzugreifen, überhaupt der richtige Ansatz oder ist es im übertragenen Sinne der Versuch, die Pest mit dem Rauch aus Hornspänen zu vertreiben? Psychiater, die das Heft des Arzneimanagements aus der Hand geben bzw. mit dem Patienten teilen, sind rar, aber man rennt diesen förmlich die Tür ein. Es ist der Wunsch der Selbstbestimmung der Betroffenen und der Wunsch der Angehörigen, zumindest zu einem Teil aus dieser Verantwortung entlassen zu werden, in Abhängigkeit von Symptomatik und Wirkung, ohne Kompetenzüberschreitung entscheiden zu müssen, welches Medikament in welcher Dosierung das Richtige ist. Hier braucht es die Verhandlung zwischen Arzt und Patient auf Augenhöhe, zum Wohle des Betroffenen. Und was gibt es noch, neben der Medikation? Therapeutische Programme, Sozialverbände, sinnstiftende Aufgaben, Sport, Lebensentwürfe, die Einstellung zur Krankheit usw. …Wir sind uns einig, Medikamente nur dann, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Und … So wenig wie möglich, so viel wie nötig.
Hagen Eisenhardt