• Beitrag veröffentlicht:August 23, 2020
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das war die Frage, mit der wir uns am 02. September 2019 im „Jenaer Trialog“ befasst haben. Seit 2017 gibt es nun die Möglichkeit für Kliniken der psychiatrischen Hilfeleistungen im Bereich des Home Treatment bzw. der StäB (Stationsäquivalente Behandlung) aktiv zu werden und Betroffene im Lebensfeld zu behandeln.
Hierbei handelt es sich um eine aufsuchende Arbeit im Leistungspektrum der klinischen Versorgung. Nicht zu verwechseln mit der Ambulanten Psychiatrischen Pflege. Diese greift für gewöhnlich nach einer Klinikbehandlung, dient also nicht der unmittelbaren Intervention, sondern der zeitlich limitierten pflegerischen Versorgung im heimischen Umfeld, als praktische Hilfestellung. Regional steckt „StäB“ noch in den Kinderschuhen und wird, nach unserer Kenntnis nur von einer der umliegenden Kliniken angeboten, wobei auch dieses Angebot aktuell auf Eis liegt. Auf dieser Basis fällt ein Vergleich natürlich schwer und die Antwort zwangsläufig einseitig aus. Ohne Alternativen zu herkömmlichen Modellen bleibt es bei diesen. Im Gespräch gab es sehr schnell Einigkeit darüber, insbesondere unter den Angehörigen, dass es einer alternativen oder ergänzenden professionellen Versorgung außerhalb der Klinik bedarf, zuvorderst in Krisensituationen, in denen aktuell der Weg über den SpDi (Sozialpsychiatrischer Dienst) in die Klinik oder direkt dorthin, zuweilen auch in Begleitung von Vollzugsbeamten, mit dem Hintergrund eines Beschlusses erfolgt. Für gewöhnlich erfolgt die Erstversorgung dann auf einer geschützten (geschlossenen) Akutstation, die wenig Rückzug und Ruhe erwarten lässt. Angehörige sind da zumeist schon nicht mehr in den Prozess integriert. Ganz klar bedarf es eines kurzfristig abrufbaren Krisenmanagements aus Ärzten, Therapeuten und psychiatrisch Pflegenden, die an 7 Tagen 24 Stunden verfügbar sind, in Form einer integrierten und aufsuchenden Hilfe. StäB entspricht einer Regelversorgung, wie eine klinische Versorgung auch. Integrierte Versorgung bedeutet hier die Vernetzung von Hilfsangeboten im Lebensumfeld. Bedauerlicherweise scheinen für solche Versorgungsstränge, die eine komplexe und vernetzte Versorgung abdecken, angefangen mit einem integrativen Krisenmanagement, über niedrigschwellige Hilfe bis hin zur Nachsorge im Lebensumfeld, in Jena und Umgebung die Ideen zu fehlen. Die Voraussetzungen sind gegeben, nur mit der Umsetzung, da hängt es noch, da werden Verantwortlichkeiten delegiert, nicht aber absorbiert.
Hagen Eisenhardt